Märchenstunde

Grausiges Wetter...Zeit für Märchen. Fasching nicht mehr weit...Zeit für Krapfen. Frühjahrskonzert nicht mehr weit...Zeit für das Krapfenwaldl. Was das zu bedeuten hat, erfahrt ihr am 29. März...

Der Teufel im Krapfenwaldl

Einst benutzten die wandernden Handwerksburschen die Pfade, die durch den Wienerwald über den Cobenzl und Kahlenberg führten. So auch der Alois, ein Schmied, der im strengen Februar des Jahres 1612 von Klosterneuburg nach Wien marschierte. Es war bitter kalt, der Wind blies und dem Alois klapperten die Zähne, denn im Magen hatte er auch nichts. Auf einer Waldlichtung machte er Rast, ruhte ein bisschen die müden Beine aus und genoss den Ausblick über die Stadt.

"So gut wie die feinen Leut da unten müsst man es haben", sagte er zu sich selbst. "Die feiern Fasching und lassen sich die Krapfen schmecken. Ich hab net amal a Stückl Brot in der Tasch'n!"

Plötzlich stand eine Schüssel mit dampfenden Krapfen vor ihm. Er erschrak. Das konnte ja nicht mit rechten Dingen zugehen. Doch die Krapfen dufteten so herrlich und ihr Staubzuckerhäubchen glitzerte so fein, da konnte sich der Bursche nicht mehr beherrschen und langte zu. Dem ersten Krapfen folgte der zweite, dann der dritte. Und so ging es weiter, bis die Schüssel leer war.

"Ui, des woa guat!", rülpste Anton.
"Magst noch welche?", fragte plötzlich eine Stimme.
Vor ihm stand ein kleines, schwarz gekleidetes Männchen.
"Aber ja", antwortete der Bursche fröhlich, denn so eine Gelegenheit wollte er sich nicht entgehen lassen. "Und du verlangst gar nix dafür?"
"Oh doch", sagte das Männchen, schnippte mit den Fingern und die Schüssel war wieder vollgefüllt. "Ich bin der Teufel und will deine Seele dafür."
"Die ist aber teuer verkauft für a paar Krapfen!"
"Nun, du sollst ein Jahr lang zu essen und trinken wünschen können, was du willst und alles wird so schnell vor dir stehen wie diese Krapfen. Nach einem Jahr komme ich und hole mir deine Seele."

Alois hatte einen mächtigen Schreck bekommen, aber langsam fand er seinen Witz wieder. Ein Jahr lang essen und trinken bis zum Platzen und dafür in der Hölle schmoren, schien ihm ein schlechtes Geschäft zu sein. Er hatte aber schon einen Plan, wie er den Teufel hineinlegen könnte.

"Du kannst mir da viel erzählen, du klanes Manderl, du", sagte er.
"Wie weiß ich denn, ob du wirklich der Teufel bist?"
"Stell mich auf die Probe!"
"Dann mach dich groß wie eine Eiche."
Das Männlein wuchs und wuchs, bis es riesig groß war.
Da rief der Anton: "Genug! Jetzt mach dich klein wie eine Eichel!"
Der Riese schrumpfte so lange, bis er ganz klein war.

Da packte der Bursche das Männchen blitzschnell, steckte es in seinen leeren Geldbeutel, zog die Riemen ganz fest zusammen und steckte den Beutel ein. Dann lief er, die Schüssel mit den Krapfen unter dem Arm, hinunter zum Schmied nach Grinzing. Dort holte er sich einen schweren Hammer, legte den Beutel auf den Amboss und schlug auf den Teufel ein, dass dem schummrig wurde.
"Lass mich raus!", flehte der schließlich und schwor: "Ich lass dich auch sicher in Ruh!"

Anton öffnete den Beutel. Das Männchen hüpfte heraus, verwandelte sich in einen grellen Blitz und fuhr den Kamin hinauf. Eine Weile stank es noch nach Schwefel, aber der Spuk war vorbei.

Anton aber freute sich, dass er den Teufel hineingelegt hatte und nun doch so günstig zu den Krapfen gekommen war. Er erzählte vielen von dieser Begebenheit und noch oft hat ein Wanderbursche im Krapfenwaldl, wie es von da an genannt wurde, Rast gemacht, um ebenfalls zu einer Schüssel mit Krapfen zu kommen. Doch dort hat sich der Teufel nie wieder blicken lassen.

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